…neulich auf der Autobahn…
Auf dem Nachhauseweg vom längst überfälligen Verwandtenbesuch an der Ostsee ist mir mal wieder etwas aufgefallen, was sehr merkwürdig ist.
Bisher war mir nicht so gewahr, dass „Selbsterfüllende Prophezeiungen“ auch auf Autofahrer treffen können.
Vor allem im Pulk, als Massenphänomen sozusagen.
Das ist reinste Psychologie vom Feinsten, was einem da quasi umsonst dargeboten wird.
Also; wir fahren über diverse Autobahnen und auch diverse Baustellen im Streckenverlauf. Es ist Montag nach der Rushhour in den Ferien.
So weit, so gut. Die Baustellen sind ja schließlich gut angekündigt durch Beschilderung und „Tempotrichter“ (z.B.: 120km/h, dann 100km/h, dann 80km/h u.ä.), kennt man ja.
Und wenn, auch das kennen wir ja und haben dies alle in der Fahrschule gelernt, sich eine Fahrbahn sozusagen „in nichts auflöst“, wir unter Berücksichtigung des Verkehrsflusses die verbleibenden Fahrspuren nutzen, um gut voran zu kommen.
Heikel wird es nur genau an der Stelle, wo die eine Fahrbahn endet und man auf die verbliebene Fahrbahn neben einem wechseln muss.
Dann gilt das allseits bekannte und in der Fahrschule erlernte sogenannte „Reißverschlussverfahren“. Was bei Stau z.B. auch für Autobahnauffahrten gilt.
Wie ein Glied des Reißverschlusses, greift jeweils die eine Seite, dann die andere Seite, also ein Auto fährt durch, das andere lässt den anderen durch, ein Auto fährt durch, das eine lässt den anderen durch, und so weiter und so fort.
Und wenn man dann auch noch, schließlich wissen ja alle Verkehrsteilnehmer, dass nun eine Baustelle naht, die Geschwindigkeit und – sehr wichtig – auch den Abstand untereinander anpasst (halber Tachostand als Richtwert, d.h. bei 80km/h immerhin 40 Meter Platz für ein einziges Fahrzeug, was dann ganz entspannt dazwischen passen kann, egal wie lang es ist) sollte dieses Manöver ohne Reibungsverlust wunderbar funktionieren.
Tut es aber nicht.
Da wird, sobald erkennbar ist, wo die Fahrbahnen sich ändern, munter jetzt schon die Fahrspur gewechselt, was natürlich nicht im Sinne des Verkehrsflusses ist und fürmeist zu Folgestau führt.
Oder die Personen, die sozusagen „im Reißverschluss dran wären“, lassen den Nächsten nicht rein, oder drängeln sich vor.
All dies ist weder dem Verkehrsfluss, noch den Nerven der Beteiligten zuträglich. Und das betrifft doch alle Anwesenden. Schließlich „Netzwerken“ wir ja gerade alle miteinander, in diesem einen Moment.
Am liebsten würde ich manchmal die Fensterscheibe runtermachen und laut rufen:
„Es heißt Reißverschluss-, nicht Klettverschluss- oder gar Druckknopfverfahren!“
Doch das ist nicht das, was mir aufgefallen ist. Ich staune schon lange nicht mehr über „autoaggressive Ignoranz“ im Straßenverkehr.
Schließlich erkennt man dort sehr prägnant den Charakter eines (fremden) Menschen fast schon auf Anhieb.
Und manchmal frage ich mich auf Parkplätzen, wozu denn eigentlich die Striche und Markierungen da sind. Da muss nur ein einziger schief parken und schon pflanzt sich das für alle fort.
Ein ähnlicher Schlag Autofahrer sind übrigens die, die beim Verlassen des Kreisverkehrs nicht blinken, wenn sie selbst rausfahren wollen und man selbst rein.
Oh man, was hat mich diese fehlende kleine Geste der Manieren schon Zeit und Nerven gekostet.
Aber zurück zu dem, was mir aufgefallen ist, das mit der „Selbsterfüllenden Prophezeiung“.
Heutzutage kommen auf Baustellen auch „Hinweisschilder elektronischer Art“ zum Einsatz.
Recht praktisch, da schnell ein anderes Symbol, ein anderes Tempo angezeigt werden kann.
Wir fahren also und beobachten live was passiert, als die Schilder von „Staugefahr“ auf „Stau“ wechseln.
Es tritt schnell hocheskalierend ein, was eintreten muss, direkt und unmittelbar:
Stau.
Und nur heraufbeschworen durch veränderte Denk- und Fahrweisen ob dieser Info. Die Info wird für den Menschen durch sein eigenes Verhalten zur selbsterfüllenden Prophezeiung.
Witzig, denn bei dem Schild „Staugefahr“ kurz weiter hinten war noch alles gut gewesen…
„Du bist der Stau“ macht doch aus diesem Blickwinkel heraus auf einmal viel mehr Sinn.
An einer Stelle die sehr bergig war, konnte ich sehr gut auf die beiden verbleibenden Fahrspuren weit vorne blicken und im Taghellen wunderbar erkennen, wie sich durch kleine Fahrfehler und fehlenden Abstand eine Kaskade an Effekten aufbaute, die bis zu mir hinreichte. Das war der Wahnsinn…
Doch die Lösung ist wie immer einfach und erlernbar, bzw. erinnerbar:
Geschwindigkeit und Abstand dem Verkehrsfluss anpassen und nicht umgekehrt.
Das ist soziales Interagieren miteinander, nichts anderes.
Also sind es wieder einmal nur das Verhalten und der Charakter (Bildung), die uns vorwärts bringen,
oder auch nicht…