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Quantisch gedacht

Heiß, aber gut…

…gestern auf dem Hessentag. Ein Reisebericht.

Wochenlang hatte mir die verantwortliche Lehrkraft unserer Schule in den Ohren gelegen, ob ich denn am 17.06. mit zum Hessentag nach Bad Vilbel fahren würde.

Je nun, knapp 120 pubertierende Kids dabei zu begleiten, wo sie doch größtenteils eh ganz andere Dinge im Kopf haben, als da rumzustapfen, und auch noch finanziert und organisiert von der Bundeswehr.

Als friedliebender Hauptgefreiter der Bundeswehr außer Dienst nicht wirklich schlimm, aber naja…

Als ich mich dann doch endlich dazu durchgerungen hatte als „Aufsichtsperson“ für die Schülerinnen und Schüler aller 9. und 10. Klassen mitzufahren, kam prompt eine knappe Stunde später besagter Kollege etwas kleinlaut zu mir und bat mich doch nicht mitzufahren, da sonst zu viel Personal an unserer Schule fehlen würde.

So richtig traurig war ich nicht, vor allem, als meine Frau später zuhause dazu meinte: „Dann fahren wir eben am Donnerstag selbst dahin.“

In Hessen war der gestrige Donnerstag ein Feiertag (Fronleichnam) und außerdem habe ich am 19.06. auch noch – wie erstaunlicherweise jedes Jahr – Geburtstag.

Und, da ich als Angestellter des Landes Hessen ein sogenanntes „Landesticket“ für den ÖPNV habe (mit Mitnahmeregelung), haben wir das dann auch prompt in die Tat umgesetzt.

Ganz nach dem Motto:
„Machen ist wie wollen, nur krasser!“

Also am Feiertag den Wecker gestellt („eigentlich“ eine Scheißidee, hatten wir doch tags zuvor „einen gemacht“…), gegen 09:00 Uhr am Bahnhof dem pünktlichen Einfahren der Regionalbahn geharrt, um dann am Darmstädter Hauptbahnhof in die S-Bahn nach Bad Vilbel umzusteigen.

Supi Platz bekommen, nette und kluge Sitznachbarn gegenüber gehabt und die knapp einstündige Fahrt so gut es ging genossen.

Wir wurden währenddessen sogar zweimal von sich ausweisendem Personal zu Statistikzwecken (welche Art Fahrkarte wir nutzen, wo wir eingestiegen sind und wo wir hinwollen) „interviewt“.

Es gab einige Haltestellen, von denen ich noch nie in meinem Leben gehört hatte. Aber kein Wunder, denn wenn ich mal (ich habe in Frankfurt studiert) in diese Richtung gefahren bin, dann immer ab Frankfurt.

In Bad Vilbel am Bahnhof bei der Info einen Übersichtsplan organisiert und nach einigen Laufmetern und bewaffneter Polizei an den Zugängen (die ganzen Zufahrtswege waren mit schweren Pollern gesichert) ab ins noch sehr überschaubare Getümmel.

Die Temperaturen waren noch angenehm und die erste Runde, die wir gedreht haben, war mit viel Schatten beglückt.

Ich wusste bis dahin gar nicht, dass Radio FFH und andere dort ihre Sendeanstalt haben, da sind wir nämlich vorbeigelaufen.

Und, dass Bad Vilbel ein (kleines) Schloss hat, wusste ich erst recht bis dahin nicht.

Die Nidda, der Fluss, der durch Bad Vilbel fließt und bei Frankfurt in den Main mündet, ist echt schön anzuschauen und überhaupt macht es dort allerweil einen guten Eindruck.

Ewig alte und riesige Bäume (wenn ich die umarmen hätte wollen, wäre mir das nicht gelungen, selbst mithilfe meiner Frau und eventuell dem ein oder anderen geneigten Menschen nicht) säumten das Ufer und den Park.

Die Preise für Essen und Trinken, naja, und ich hab‘ auch fast nirgendwo einen Geburtstagsbonus bekommen, aber wenigstens eine Extraportion Schmand und Knobi auf meinem heißgeliebten Langos, sowie ein Glas mit Salzstängeln und aufrichtig gemeinte herzliche Glückwünsche von wildfremden Menschen.

Langsam wurde es voller und wärmer, und, als wir zum Essen in einer beachtlichen Schlange anstanden, hätte ich beinahe einen Sonnenbrand bekommen.

Niederländische Pommes mit 10 verschiedenen Soßen, eine besser als die andere, und ich wunderte mich, dass es doch so viele Menschen gab, die einfach nur Majo und/oder Ketchup auf ihre Portionen gemacht haben.

Besonders cool fand ich die Toppings (hauchdünne Gurkenscheiben, Jalapenos und geröstete Zwiebeln, fast wie bei diesem schwedischen Möbelgiganten), die – wie die Soßen auch – kostenlos immer wieder nachgeholt werden konnten.

Da die Pommes in einer Tüte serviert wurden, habe ich so einige Servietten und Kleckser vom klugerweise mitgenommenen Handwaschgel gebraucht, um anschließend wieder einigermaßen vorzeigbar zu sein…

Trotz der Hitze und den vielen Menschen waren alle erstaunlich entspannt, die Beschicker, die Polizei und das Personal ebenfalls.

Allerdings, als wir später eine Straße überqueren mussten, um auf den anderen Bereich dahinter zu wechseln, war die Polizei, die den Verkehr regeln musste, ganz schön von den wild umherströmenden Menschenmassen genervt.

Naja, es war nicht wirklich so einfach ersichtlich, dass dies die Zufahrt für die Shuttlebusse war und wir Besucher, egal wie, immer irgendwie im Weg standen, aber meinen „Geburtstagsbonus“ brauchte ich hier zum Glück nicht einlösen.

Drüben, auf einem offenen Areal, ganz ohne Schatten, waren dann die riesigen Bereiche z.B. von der hesssischen Landesregierung oder dem HR mit ihren ebenso riesigen Zelten.

Und auch die Bundeswehr war mit viel Platz vertreten.

Und, obwohl ich zwar meinen damals verpflichtenden Wehrdienst für 15 Monate als Panzerfahrer bei der Bundeswehr abgeleistet hatte und danach nie wieder etwas damit zu haben wollte, und obwohl ich zwar kein „Aktivist“ aber ein durch und durch „Friedensmensch“ bin, war ich schon ein bisschen angetan davon.

Denn ich muss zugeben, trotz allem sind die Gefährte der Bundeswehr, die riesigen Truppenhubschrauber, die mächtigen Transport-LKW usw. schon echt sehr beeindruckend, vor allem aus greifbarer Nähe.

Und ich habe mich sehr gefreut, dass keine einzige Waffe (Panzer, Haubitzen etc.) ausgestellt wurden. Wäre vielleicht auch zu schräg gewesen…

Kein Wunder also, dass da so ein großer Andrang herrschte.

Auch der hessische Strafvollzug war anwesend, sogar mit einer „Mustergefängniszelle“, wobei ich im Leben nicht freiwillig da hinein geschaut hätte, was aber erstaunlich viele Menschen dennoch interessiert hatte.

Ebenfalls waren diverse Autoherstellerkonzerne, die in Hessen Standorte haben, anwesend. Und irgendwie fanden die Kids besonders die Hupen der ausgestellten Fahrzeug höchst interessant.

Du meine Güte, was können diese Signalhörner aber auch laut sein…

Barfußpfade, lebendige Tiere, nachhaltige Forst- und Landwirtschaft, regionale Erzeuger (wir haben uns heute prompt einen Kasten Bad Vilbeler „Hassia“ gekauft, obwohl wir das zuhause und unter uns „LIEBia“-Wasser getauft haben) und vieles mehr, was das Bundesland Hessen so ausmacht, war hier und dort zu finden.

Doch nachdem uns wegen der zunehmenden Hitze und der Vielzahl von Menschen langsam der Schädel brummte, machten wir uns nachmittags wieder auf den Heimweg.

Ein kleiner Brunnenplatz mit seinem kühlen Wasser kam uns dabei sehr gelegen und der Klugheit und des vorausschauenden Denkens meiner Frau ist es zu verdanken, dass wir, fast ohne Hektik und Wartezeit, die S-Bahn und den Anschlusszug erreicht haben, um entspannt zuhause anzukommen.

Ich bekomme für diese kostenlose Werbung zwar kein Geld, aber ein Besuch lohnt sich echt dort.

Bis Sonntag noch, ab 10:00 Uhr ist jeweils Beginn, und das Veranstaltungsprogramm kann sich auch sehen lassen.

Das war übrigens mein erstes Hessentagserlebnis, obwohl es 2017 bei mir um die Ecke (in Rüsselsheim) noch näher gewesen wäre.

Aber zum Glück gibt es ja in der Heimat meiner Frau – Mecklenburg-Vorpommern – auch sowas, den MV-Tag, der lustigerweise heute begonnen hat und auch an diesem Sonntag endet.

Warum ich das geschrieben habe?

Weil ich es kann.

Und außerdem rede und schreibe ich nunmal sehr gerne, das bringen mein Beruf und meine Berufung eben so mit sich.

Und, wer weiß, vielleicht sehen wir uns ja irgendwann, irgendwo einmal auf einem dieser „ländlichen“ Tage, ich muss ja nicht immer dabei Geburtstag haben…