… „ein ehrenwertes Haus?“
Ich bin wahrlich kein Fan von solcherart Musik, ich mag es eher deftiger, da kann ich mich so richtig schön abreagieren.
Doch seit einiger Zeit schwirrt mir immer wieder das Lied „Ein ehrenwertes Haus“ von Udo Jürgens (der Vollständigkeit halber: Text von Michael Kunze alias Stephan Prager) im Kopf herum.
Vor allem, wenn ich sehe, wie „ehrenwert“ sich die Menschen in „unserem Haus“ (= Deutschland) den lieben langen Tag so verhalten.
Ich war noch recht jung, als Udo mit diesem Hit um die Ecke kam (1975) und ich hatte nicht alles verstanden.
Und die entgegnenden Anspielungen auf die „Wilde Ehe“, die kurz zuvor noch verboten war, natürlich erst recht nicht.
Was ich allerdings verstanden hatte damals, war, dass es dem lieben Udo in dem Lied überhaupt nicht passte, wie bigott (auch wenn ich dieses Wort erst viel später kennengelernt habe) und heuchlerisch sich die Einwohner dieses „ehrenwerten Hauses“ verhielten:
„Die Frau von nebenan, die ihre Lügen nicht für sich behalten kann.“
„Und die vom Erdgeschoss, tagtäglich spioniert sie einen aus.“
„Auch dieser Kerl, der seine Tochter schlägt, ist nicht (Refrain) für dieses ehrenwerte Haus.“
Von einer korpulenten Dame ist die Rede, die ihren Hund verwöhnt, jedoch ihr eigenes Kind vergisst.
Und der unvermeidliche alte Griesgram (= Blockwart), der einem ständig erklärt, was in diesem „ehrenwerten Haus“ so alles verboten ist.
Der (mein hochgeschätzter Professor hatte für diesen Schlag Menschen eine wundervolle Bezeichnung: „Geranienfaschisten“) Mieter vom ersten Stock, der die ganze Zeit aus dem Fenster schaut.
Und der „Anzeigenweltmeister“ der alle Falschparker vor dem Haus standepede dem Ordnungsamt meldet.
Und ein alter Schwerenöter („der graue Don Juan“), der die „Wilde (Ehe)Frau“ im Aufzug jedesmal so schamlos anschaut.
„Die Witwe die verhindert hat, dass hier ein Schwarzer einziehen kann.“
Und die lüsterne Frau von oben, die, wenn der Ableser kommt, ihren Schlafrock auszieht.
„Sie alle schämen sich für uns, denn dies ist ja ein ehrenwertes Haus.“
In diesem „ehrenwerten Haus“ ist also so einiges heutzutage „deutsches“ versammelt und auch damals schon haben sie sich für „die Guten“ gehalten und Unterschriften „für das ehrenwerte Haus“ gesammelt.
„Natürlich“ fehlen da noch die nationalsozialistischen, respektive rechtsextremen „Leichen“, die so ziemlich jeder Deutsche seit spätestens dem Tag 1 nach dem 08.05.1945 im Keller hat und das denunziatorische Momentum, dem so viele meiner Mitmenschen so gerne „demokratisch“ und („typisch deutsch“) fleißig frönen.
Mal wieder ohne auch nur ansatzweise zu bemerken, was sie da gerade tun.
Projektion/Übertragung ist doch etwas gar wahrhaftig tolles.
Ein schöner Augenöffner für den letzten Tag im Mai, der ja bekanntlich alles neu macht, und auch ein guter Start ins kommende Wochenende, finde ich…
In diesem Sinne:
DER GRÖßTE FEIND DES KÖNIGS IST DER NARR.
6 Antworten auf „Deutschland…“
Vielleicht ist ja jetzt meine Zeit gekommen als
„Späkmän“ ….
😉
…und wenn nicht, es sind ja auch noch die Stellen
Demokratiemän
Freie-Meinung-sagen-dürfen-män
Denunziantenanzeigemän
und
Wertschätzungsmän
vakant… 😉
Hatten wir alles schon mal. DDR 2.0 ist im Anmarsch…
Die ist doch schon längst da, aber diesmal auf der „linken“ Seite der Republik.
Da hilft nur die neue Lässigkeit: Die Durchlässigkeit für alles, was bescheuert ist und/oder einen so richtig schön antriggern kann.
Irgendwie doof, die Amis haben ihren (friedvollen Krieger) Captain America, wir aber (noch) keinen „Hauptmän Deutschland“.
Sowas aber auch…
wunderbar getroffen…..
Danke! …ich ziele nun mal sehr gut… 😉