...durch digitalen Werteverlust.
In der (ich-bezogenen) digitalen Welt beginnt eine Kommunikation z.B. dadurch, dass jemand etwas auf bzw. in den sogenannten „sozialen Medien“ bereitstellt. So wie zum Beispiel ich gerade auch.
Das können (eigene) Worte, Statements, Bilder, Meinungen, Klänge, Videosequenzen undwasweiß ich sein.
Was allen dabei gemein ist; sie sind IMMER Informationen über einen selbst, auch die Informationen, die man nur weitergibt, die man „shared“, „teilt“.
Von nun an bis in alle Ewigkeit im Netz vorhanden.
Diese Kommunikation (Information) können dann prinzipiell Millionen Menschen mitverfolgen und dann digital „weitersagen“, wie so eine Art „stille Post“, nur dass die wohl eher laut sein muss heutzutage…
Jeder kann, ja wird sogar dazu angehalten, sozusagen zwanghaft ständig seinen Senf zu irgendetwas beizutragen, egal wie der vielleicht schmeckt.
Man will ja schließlich „gesehen“ werden.
„Echte“ zwischenmenschliche Kommunikation ist anders.
Sie betrifft, wenn z.B. zwei Menschen miteinander umgehen, eben nur diese beiden.
Sonst erst einmal niemanden.
Auch erst einmal dann, wenn es Probleme gibt.
Jetzt ist der Mensch von heute ja fast schon konditioniert darauf, auch dort (ungefragt) mit seinem Senfglas herumzuwedeln, was man früher schlicht und ergreifend als unbotmäßige Einmischung betrachtet hat („das geht dich nichts an“).
Da wo das eigene Sein beginnt, enden nunmal die Anderen zwangsläufig (und natürlich umgekehrt).
Doch jetzt ist auch das Private irgendwie zur öffentlichen Sucht geworden, weshalb eine seltsame Tendenz des sich-ständig-Stellung-beziehen-Müssens herrscht.
Und auch die des sich-ständig-(re)präsentieren-Müssens, denn ich könnte ja jederzeit beobachtet, bewertet werden, und dies wird dann vielleicht von Millionen Menschen „geliked“ oder „disliked“.
Oh. Mein. Gott. Das kann ja dann sowas von in die Hose gehen…
Das Misstrauen wächst ja schon, wenn sich ein Grüppchen z.B. auf dem Schulhof bildet: „reden die etwa über mich?!?“
Und „echtes“ Mobbing ist ja beleibe kein Problem nur von Teenagern…
In solch einer Atmosphäre sind Gerüchte, „Fake News“ schnell entstanden.
Das perfide an der digitalen Kommunikation ist ja, dass das Prinzip herrscht: „wenn genügend Menschen das teilen (=glauben), muss es ja stimmen!“
Bzw.: „ich seh‘ es doch…“
Aber um etwas (für mich) verifizieren zu können, benötige ich ALLE verfügbaren Informationen über ein „Ding“, einen Umstand usw.
Und in der digitalen Kommunikation muss ich mir ja sogar mit Smileys aller Art behelfen, um Gefühle darzustellen, sonst kann ich sie nicht „sehen“.
Ich verlerne in der analogen Kommunikation also vielleicht sogar dabei, wie ich echte Gefühle beim Gegenüber erkennen kann, oder bin zumindest in meiner Bedeutungshoheit stark eingeschränkt.
Eine lebenswichtige Fähigkeit, denn nur dann gelingt es mir, mein Gegenüber erkennen zu können, einzuschätzen, aber auch wertzuschätzen und zu achten als das, was es ist: nämlich ein individueller Mensch, genau so wie auch ich einer bin.
Der kleine Prinz würde jetzt wohl sagen:
„man sieht nur mit dem Herzen gut“.
Ich stimme vollumfänglich zu und ergänze diesbezüglich in Anbetracht der aktuellen Lage:
„…und man sieht nur ohne Maske gut“…