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Quantisch gedacht

§ 1631 BGB

„(2) Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung.
Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig.“

So steht es seit dem Jahr 2000 im Bürgerlichen Gesetzbuch der Bundesrepublik Deutschland.

Vorher war es zwar nicht immer und überall gang und gäbe, seinen Kindern derartig „erzieherisch“ ihre Grenzen (oder die eigene „Macht“) aufzuzeigen, aber bis dahin nicht gesetzlich strafbar.

Trotz aller antiautoritärer Erziehungsströmungen der 60iger und 70iger Jahre des letzten Jahrhunderts, erst 2000 in einem bundesdeutschen Gesetz verankert, obwohl die Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen bereits 1989-90 verabschiedet und inkraft getreten war.

Immerhin.

In manch anderen (demokratischen) Ländern steht so etwas immer noch nicht in eigenen Gesetzen.

Seit 2000 ist es hierzulande also ein strafbarer Akt, Gewalt und ähnliches in der Erziehung anzuwenden.

Was tun?, sprach Zeus.

Menschen, die vielleicht selbst unter einer „gewaltigen“ Erziehung gelitten hatten, wollten, sollten, mussten es nun anders machen.

Es gab ja sogar noch „alte“ Erziehungsdenkweisen, wie zum Beispiel: „den Willen der Kinder muss man brechen.“

Bestimmt nicht lustig, wenn man solchen Sozialisationsstrategien ausgesetzt ist.

Doch wie soll denn das nun anders gehen?

War doch der Klaps, der Kochlöffel, der Gürtel oder schlimmeres ein sehr deutliches Zeichen von Missfallen, was man nicht so schnell vergaß.

Also Erziehung durch Angst vor Strafe, Erziehung durch überbordende Machtverhältnisse.

Das Gegenteil davon also ausprobieren, die antiautoritäre Erziehung?

Funktioniert auch nicht, denn Grenzen MÜSSEN aufgezeigt werden, sonst werden aus den süßen Kleinen irgendwann einmal „Menschen vom Stamme Nimm“, die denken, dass sich alles nur um sie selbst dreht und kein Auge, kein Gespür für sich selbst, andere und „das Außen“ entwickeln können.

Kein Wunder also, wenn die Gesellschaft heute so ist, wie sie ist.

Übrigens, wenn ich so einen Blödsinn höre, wie „ich wurde als Kind auch geschlagen und es hat mir nicht geschadet“, dann wundere ich mich erst recht nicht mehr.

Mein überaus geschätzter Professor hatte damals sinngemäß in etwa gesagt: „erst wenn man sich neue Verhaltensmöglichkeiten erschlossen hat, wird man seinen Kindern keine Gewalt antun, vor allem, wenn man selbst geschlagen worden ist.“

Was nun also tun, um nicht „die Sünden der Väter“ immer und immer wieder nur zu wiederholen und dadurch von Generation zu Generation weiterzugeben?

Es geht einfach darum, stets eine angemessene Reaktion auf ein (Fehl)Verhalten entwickeln zu können, die gewaltfrei, nachvollziehbar und möglichst auch reflexiv sein soll.

Ein „jetzt geh in dein Zimmer und denk darüber nach, was du getan hast!“ (oder „warum Mami/Papi jetzt so traurig/böse ist“ usw.), genügen beileibe nicht, es sei unter Umständen denn, es wird von den Eltern spätere Gesprächsbereitschaft signalisiert.

Auch hier ist die Art und Weise der „vollumfänglichen“ Kommunikation das entscheidende Puzzlestück.

Man muss sich als Verantwortliche/r nicht vor seinen Kindern rechtfertigen (manchmal hilft auch ein liebevolles „ich jetzt Cheffe, du nix“), doch es ist möglich, den Kindern verständlich zu machen, was da gerade aus Sicht der/des Erwachsenen schiefgelaufen sein könnte.

Und immer altersgemäß kommunizieren, denn das Wort Nein kennen Kindergarten- und teilweise auch noch die Grundschulkinder nicht.

Und bitte das Wort „Schuld“ komplett außen vor lassen. Ist nicht einfach, ich weiß.

Trotz des „natürlichen Machtverhältnisses“ zwischen Eltern und Kind ist eine Verständigung auf gemeinsame Verhaltensweisen, die einer Gemeinschaft zuträglich sind, auf kongruente Art und Weise möglich.

So gut es geht, deckungsgleich im Handeln und Sagen zu sein, und so „vorbildlich“ wie möglich zu agieren, denn Kinder schauen sich die Dinge auch gerne mal ab („wenn Papa den Müll nicht runterbringt, warum soll ich das dann machen?“).

Meister fallen nicht vom Himmel, die Übung macht sie.

Den Kindern ein aufrichtiges Danke und Bitte beizubringen, sie zu erkennen lehren, wann jemand/etwas Unterstützung braucht (z.B. beim Aufhalten von Türen, wenn die Person zwei Taschen in den Händen hält), also einfach wahrnehmen, ein klein wenig mitdenken und die anderen und ihre (möglichen) Bedürfnisse erstmal nur akzeptieren, mehr nicht, das würde schon für den Anfang genügen.

Dann sie lehren, dass sie sich selbst entscheiden können, ob und wie sie handeln („man kann sich nicht nicht-verhalten“) und ihnen dabei reflektieren helfen, denn…

Auf Ursache folgt Wirkung, (das hat nichts mit „Schuld“ zu tun)

und…

Auf Wirkung folgt Konsequenz (Lob, Tadel, Schwerkraft = zerbrochener Teller, geschrammtes Knie o.ä., usw.).

Welchen Anteil habe ich woran?, „wie schwer wirkt die Wirkung?“

Niemand macht den Kindern einen Gefallen damit, sie „grenzenlos“ zu erziehen.

„Wer zu wenig gibt, ist ein Dieb, wer zu viel gibt, ist ein Mörder.“
(O-Ton meines hochgeschätzten Professors)

Kein Mensch kann sich frei entwickeln, wenn ständig jemand um ihn herumschwirrt und für ihn „die Kohlen aus dem Feuer holt.“

„Sich kümmern macht kümmerlich.“

Man muss erstmal sozusagen ordentlich auf die Fresse geflogen sein, um selbst wieder aufstehen zu können, damit man weiß, wie das ist.

Oder, wie es eine gute Freundin einmal hierfür besonders treffend ausdrückte:

„In einer Prinz(essinn)enexistenz lernt man nichts.“


P.S.: ich finde ja immer noch, dass in Kindergärten und Schulen am Besten zu sehen ist, wie die Kinder in ihrem jeweiligen Alter erzogen sind, vor allem auf den Toiletten…


P.P.S.: und wenn ich höre, dass eine Gastwirtin sogar so weit gehen musste, Kinder (und zwangsläufig deren Eltern damit auch) bis zu einem gewissen Alter sozusagen Hausverbot zu erteilen, weil die Kinder „sich nicht zu benehmen wussten“ (und die darauf angesprochenen Eltern sehr „giftig“ reagierten – „Shitstorm“ im Internet inklusive), dann ahne ich, was wir noch für Scherereien bekommen werden, wenn nicht endlich mal für ordentliche Bildung gesorgt wird.


…ach so: dass für manche Menschen das Tragen von Masken, Zwangstestungen und Angstmache („Oma und Opa töten“) bei Kindern einem Akt körperlicher Bestrafungen, seelischer Verletzungen und anderer entwürdigenden Maßnahmen gleichkommt, kann ich absolut nachvollziehen.

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