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Quantisch gedacht

Ein Ding sie zu knechten

…sie alle zu finden, ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden.
Im Lande Mordorphone, wo die Schatten droh’n…

Zugegeben, auch ich habe so ein Ding. Auch wenn es ein „smartes Phone“ ist, nenne ich persönlich es immer noch Handy.

Ich benutze es auch überwiegend nur als solches, also zum Telefonieren oder SMS schreiben, eben „oldschool“.
Ich springe auch nicht sofort auf oder beachte es sogleich, wenn es mal brummt. (Lustiges Erlebnis auf einer Feier (nur „Ältere“ anwesend): „Hier!, dein Handy brummt:“ Ich: „na und?, macht es öfters.“)
Vielleicht auch noch zum Kartenspielen.
Noch seltener, aber etwas regelmäßiger als früher, bin ich heute auch damit im Internet unterwegs, seit es die sogenannten Flatrates (also „Internet to go“) gibt.

Aber auch hier: Internet an, gucken, Internet aus. „Unheil angerichtet“.

Äußerst sinnvoll, wenn man sich zum Beispiel irgendwo nicht auskennt und mitten im Wald gelandet ist, vorausgesetzt, man hat Empfang…

Sehr praktisch finde ich so eine Handy (s.o.) allgemein betrachtet „natürlich“ schon. Es kann mir die Zeit anzeigen, das Wetter, notfalls auch die Himmelsrichtungen (z.B. mit einer „App“lication, früher Software genannt), auch die Börsen und Aktienwerte oder Nachrichtenticker usw. sind möglich, je nach persönlichen Neigungen einstell- bzw. „konfigurierbar“.

Ich könnte aber auch, vielleicht sogar mit den „Bordtools“, vieles für die Arbeit erledigen (Mails, Tabellen etc.) und es als Sprachnotiz oder Notizblock nutzen, Bankgeschäfte und/oder Einkäufe tätigen. Rechnen, filmen/fotografieren und Musik und Videos abspielen kann es auch.

Ein Superding das ist. Ein tragbarer Computer im Taschenformat.

Eigentlich doch eine tolle Sache.

Naja, ist Geld ja „eigentlich“ auch mal gewesen. Zumindest die Idee, die mal ursprünglich dahintersteckte

Da ich nun mal im Erziehungsgeschäft tätig bin, komme ich nicht umhin zu bemerken, dass da zwischenzeitlich mächtig was schiefgelaufen ist.

Vor allem, seit es Smartphones zu einigermaßen erschwinglichen Preisen gibt, und nun quasi jeder eins hat, bzw. haben könnte (ich rede hier nicht von der ganzen Welt…).

Und die meisten unserer Schüler* wollen „natürlich“ nur die „echten“, die sich die wenigsten Eltern leicht, und die Schüler* für gewöhnlich schon mal gar nicht, selbst leisten können.

Also nicht nur, dass es hier schon wieder zu einem „Markenbrandingkampf“ kommt, wie bei Schuhen, Jacken usw. früher auch schon (und später im Leben dann mit den Autos, Häusern, Yachten usw. munter weitergeht), sondern und vor allem der schleichende Werteverfall, der die Nutzung von Smartphone scheinbar begleitet. Ganz „märkteorientiert“: Gestern noch up to date, heute schon verranzter Rotz.

Aber auch – und vor allem – der Werteverfall bezüglich z.B. gesellschaftlicher Normen hat schwer gelitten, also das soziale Miteinander überhaupt, weshalb ich innerlich immer wieder den Kopf schüttele ob der arg irreführenden Bezeichnung „soziale Medien“.

Für mich als „Fachmann für Soziales“ und eine entsprechende Definition von sozialem Miteinander gewohnt, ein echt starkes Stück.

Dass digitale Kommunikation nicht „echt“ sein kann und die Menschen irgendwie verkümmern lässt, habe ich ja bereits spätestens mit meinem Beitrag „mediale Inkontinenz“ dargelegt.

Zum Problem der „invasiven“ Handynutzern von Kindern und Jugendlichen gibt es massig Material zu finden, und auch auf die heutigen Eltern, die selbst schon mit Smartphones groß geworden sind, könnten viele diesbezügliche Aussagen durchaus ebenfalls zutreffen.

Was will ich also jetzt noch sagen, wenn doch Alle schon Alles wissen (könnten)?

Je nun, wieder einmal haben mich Eindrücke von der Arbeit (Schule…) mit nach Hause begleitet, und wieder mal ging es um Handys…

Hier nun meine Thesen, warum manche Menschen so oberkrass auf den Verlust ihres Handys reagieren könnten (wer’s glaubt, kann durchaus selig werden…), ungeachtet dessen, was es „gekostet“ hat und am Ende gar wieder auftaucht:

  • Das Handy ist das wichtigste Kommunikationsmittel überhaupt (z.B. Anruf, Chat, Nachricht, Bilder, Adress- und andere persönliche Daten, heutzutage auch QR-Codes für Flug von X nach Y, Impfstatus, Genesenenstatus, Fahrschein, usw. usf.)
  • Das Handy ist mein „Ausweis“, „das bin ICH“, das ist quasi MEINE SEELE (Musikgeschmack, Bilder, Chatverläufe, Nachrichten, Videos, Suchverläufe, Posts, Likes, „Freunde“, etc., etc., etc.)
  • Ist mein Handy weg (meine Informationen, mein „das bin ICH“), dann ist auch MEINE SEELE WEG, MEIN SCHATZzzzzz!
  • Wird das Handy gestohlen, ist das schlimmer, als hätte mir jemand Kohle geklaut oder den Freund* ausgespannt
  • Handyklauer sind die allerschlimmsten, denn die klauen VIEL MEHR als nur mein Handy (die wissen doch GENAU was sie tun…)

Etwas krass formuliert, gebe ich zu. Dennoch scheint es Euch doch wirklich so zu gehen, als würde man Euch Eure Seelen herausreißen, wenn man es wagen sollte, Euch von Euren Handys fernzuhalten.

Das kann man doch schon wunderbar an den „erzieherischen Maßnahmen“ eines „Handyverbotes“ zu Hause oder in der Schule beobachten.

Das hat ja fast schon suchthaften bzw. zwanghaften Charakter, was man dann als Abwehrreaktionen so alles zu sehen und zu hören bekommt.

Wenn es nicht so wirklich und wahrhaftig tieftraurig wäre, eigentlich ein recht lustiges Schauspiel… (im Sinne von „Drama“).

In diesem Fall zitiere ich doch gerne, zwar etwas zweckentfremdet, aber durchaus absolut angemessen, Akte X:

„Die Wahrheit ist irgendwo da draußen“

…und nicht in irgendeinem Smartphone versteckt…


P.S.: „eigentlich“ ist die „Wahrheit“ auch dort nicht wirklich zu finden, aber das führt jetzt wirklich zu weit…

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