Ein Schelm, der böses dabei denkt…
Als ich als Student vor etlichen Jahren in einer WG, die zwar völlig überteuert (die „Wende“ wirkte noch nachhaltig nach), aber völlig geil war, weilte, hing an einer Tür am Ende des Flures ein Bild.
Das Bild zeigte die Maus (ja genau die, die wir alle vom Fernsehen kennen), die mächtig rötliche Augen aufwies und also „breit wie ein Schuh war“ und deren Sprechblase lautete: „das war afghanisch“…
Ich lache heute immer noch, wenn ich daran denke.
Das ist sehr sehr lange her und es ist viel Wasser seither den Fluss hinunter geflossen.
Doch gerade heute, zur aktuellen Zeit, muss ich immer wieder daran denken.
Der Ort, in dem dies spielte, war und ist sehr konservativ, dort gab es (zumindest meines Wissens nach) die erste Koalition zwischen Grün und Schwarz überhaupt, damals „eigentlich“ undenkbar.
Der Humor war „katholisch“ und der Spruch „F…heim ist überall“, der an einer Wand einer Unterführung zu sehen war, so wahr er auch heute noch ist, schon lange übertüncht.
Das Jugendhaus, in dem ich dort arbeitete (was blieb einem angehenden SozPäd auch anderes übrig…) war überwiegend mit Tunesiern, Türken, Marokkanern, Algeriern, Kurden und vereinzelt versprenkelten Deutschen bevölkert, die sich alle selbst gerne als „Aslaks“ bezeichneten (selbst die „deutsche Jugend“ ermächtigte sich der sogenannten „Kanak Sprak“).
Dass sie uns Honorarkräfte gerne als „bitch alman“ oder auch mal als Nazi’s betitelten, wenn ihnen etwas nicht passte, sei nur am Rande erwähnt. Auch, dass ich seit dieser Zeit in gefühlt fünfundzwanzig Dialekten und Sprachen fluchen kann, wenn ich will, ebenso.
Einer der erinnerungswürdigsten Erlebnisse war (neben der Tatsache, dass sich zwei der Furzköpfe – ich meine das durchaus wertschätzend – mit Messern attackieren wollten, weil einer von beiden das Video vor der Abgabe in der Videothek nicht zurückgespult hatte), ein durchaus prägender Moment in meiner Lebensgeschichte:
Einer meiner „Klienten“ (Klientel hieß das damals) hatte sich unbotmäßig an meine damalige Freundin herangemacht, und erst, nachdem er realisiert hatte, dass es meine Freundin war, sich dafür entschuldigt.
Aber nur bei MIR und NICHT bei meiner Freundin.
Er hat später noch nicht einmal gerafft, dass er sich zuallererst hätte bei meiner Freundin entschuldigen sollen, egal, wie ich argumentierte.
Je nun, es war sowieso eine seltsame Zeit.
Ein Studienkollege hatte mich damals mal gefragt, ob es normal sei, dass Emanzipation scheinbar einhergehe mit unrasierten Achselhöhlen und dem Fernbleiben von BH’s, sowie der grundsätzlichen Aggression (Misstrauen) gegenüber dem anderen Geschlecht.
Oder, wie es ein anderer Studienkumpel damals treffend ausdrückte:
„Wenn man nur den Spieß umdreht, ist es keine echte Emanzipation“.
Wie gesagt, seltsame Zeiten.
„Findungszeiten“ würde ich sie in der Retrospektive heute nennen.
Es galt, als „Stranger in a strange Land“ seinen Weg zu finden und dabei seine Wurzeln nicht zu negieren bzw. zu verlieren.
Das ist heute immer noch so.
Als ab ca. 2015 die Einwanderungswelle einsetzte und die (europäischen) Länder einen Ansturm asylsuchender Menschen bewältigen mussten, wiederholte sich (nach meinem Dafürhalten) die Frage aller Fragen: wie sollte das gehen?
Wie sollten sich – teilweise unvereinbare – kulturelle/religiöse Ansichten einvernehmlich unter einen Hut bringen lassen?
Dazu sollte man wissen, dass ich seit Jahrzehnten im sozialen Bereich tätig bin und auch seit der „Flüchtlingswelle“ viel mit z.B. „Unbegleiteten Minderjährigen Asylsuchenden“ („UMA’s“) und auch mit asylsuchenden Familien und Einzelmenschen zu tun gehabt habe und seit einigen Jahren an einer weiterführenden Schule beschäftigt bin (Stichwort „Inklusion“, bzw. „Intensiv-Klassen“).
Eines vorweg: ein Mensch, warum auch immer, seiner Heimat und seiner kulturellen Identität entrissen, MUSS sich (zwangsweise) definieren können.
Und dies geht am einfachsten, wenn er/sie/es nicht alleine ist. Dies ist dann für gewöhnlich in Religionen der Fall.
Nun haben wir das Problem (was übrigens ALLE Religionen haben), dass die „irgendwie sexualisiert sind“. D.h., dass religiöse (kulturelle) Identität dummerweise IMMER auch geschlechtsbezogen scheint.
Das war bei uns auch so, es ist gar nicht so lange her:
Frauchen am Herd und hütet die Kinder,
Herrchen sorgt für alle und wird umsorgt („Das bisschen Haushalt…“).
Irgendwie wohl ein Überbleibsel aus der Jäger und Sammler Zeit…
Dazu kommt, dass Kultur und Religion gern als Machtinstrumente missbraucht werden, quasi das ewige „das war doch schon immer so“.
Und jetzt sage ich etwas sehr, sehr böses (obwohl es gar nicht so gemeint ist):
Das Christentum hat Jahrtausende gebraucht, um Männlein und Weiblein als gleichwertig zu akzeptieren (und tut sich manchmal immer noch sehr schwer damit), und, da zum Beispiel der Islam ein paar Jahrhunderte jünger ist, dieser diesbezüglich noch mehr in den Kinderschuhen steckt, braucht sich niemand zu wundern, wenn die Männer- und Frauenbilder noch immer recht archaisch sind.
Herrgott, im Islam zum Beispiel gilt gleichgeschlechtliche Liebe oft noch als Krankheit.
Und es existieren immer noch andere (ältere) Glaubensrichtungen und kulturelle Meinungen, die dies haargenauso sehen.
Haben wohl alle wieder mal vergessen, dass „wir alle von Gott sind“ und also auch zwangsläufig alle das selbe Recht haben so zu sein, wie wir sind.
Scheißegal, wer oder was ein Geschlecht (eine geschlechtliche und/oder sexuelle Ausrichtung) als „minderwertig“ betrachtet, denen gehört allen mächtig die Leviten gelesen, und zwar so, dass sie sie nachhaltig verstehen.
Alles andere ist wahrhaft ungöttlich und bedarf einer nachhaltigen Wesenskorrektur, also einer „Kulturrevolution“. Die dauert eben leider häufig Generationen, wie man an unseren Breitengraden sehr gut erkennen kann.
Andere Menschen (Wesen) als minderwertig zu bezeichnen, ist soweit von Gott (Jahwe, Allah usw.) entfernt, wie es nur geht.
Und andere Menschen als niedere Erfüllungsgehilfen für die eigene Sexualität (das eigene Geschlecht = „Machtanspruch“) anzusehen und/oder zu missbrauchen, ist so ziemlich das unreligiöseste und unmenschlichste (unmännlichste) und erbärmlichste, was es geben kann.
Also an alle so Denkenden (also an das „minderwertige Viehzeug“ unter uns): f…t euch ins Knie, da tut ihr wenigstens nur euch selbst weh, ihr armseligen Wichte.
Ich bitte um Nachsicht, aber bei manchen Sachen platzt mir einfach nur der Kragen…
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